Donnerstag, 28. August 2008

Kaiser-Trilogie


Im Juni 2007 beflog Simon und Hechei ein verwegener Gedanke: Die 3 großen Kletterberge des Kaisers (Totenkirchl, Predigtstuhl und Fleischbank) über die klassischen Extremrouten aus Pauses "Im extremen Fels" zu erklettern. Klingt jetzt nicht sehr aufregend, aber das Ganze an einem Tag zu machen war dann doch eine tolle Herausforderung. Solche Hirngespinste gehören in die Tat umgesetzt, also fanden wir uns nach Beschluss dieser Alpengaudi am Einstieg der Totenkirchl-Westwand beim Schneefeld unter der Winklerschlucht wieder. Der Startschuss fällt um 05:30 - ab diesem Zeitpunkt gibt's nur noch eines: Klettern, klettern, klettern was das Zeug hergibt. Die 22 Seillängen der klassischen "Dülfer Westwand" mit Schwierigkeiten bis 6+, bewältigen wir, meist gleichzeitig kletternd, in knapp 2 Stunden und stehen um halb 8 am Gipfel des Totenkirchls. Pause wird diesesmal keine gemacht, Seil aufgeschossen und runter geht's Richtung Strips. Dort angekommen, wird der nächste Teil der "Triologie" ins Visier genommen: Die Predigtstuhl-Westwand über die ebenfalls klassische "Schüle-Diem-Haslacher-Behringer", auch mit Schwierigkeiten bis 6+. Nach einem schweißtreibenden Aufstieg durch die Steinerne Rinne und ca. 2h Kletterzeit in der Tour standen wir ungefähr zu Mittag auf dem Predigtstuhl. Nach dem Abseilen durch den Botzong-Kamin gönnen wir uns das erste Mal einen Schluck Wasser und einen Müsliriegel. Der letzte Teil der Trilogie baut sich dabei vor uns auf - die Fleischbank Ostwand mit der "Dülfer", nochmal fast 20 Seillängen bis 6. Auch diese können wir großteils gleichzeitig kletternd überwinden und stehen um halb 4 nachmittags auf der Fleischbank - unsere Trilogie war vollendet. Und erst jetzt fanden wir einmal die Zeit, das herrliche Wetter und die gewaltige Fernsicht zu genießen, also jene Sachen, die uns den ganzen Tag, bedingt durch unseren Geschwindkeitsrausch, eher kalt gelassen haben. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: über40 SL bis 6+ bzw. über 1500 Klettermeter in 10 Stunden!

Samstag, 23. August 2008

ORTLER Nordwand

Ein sehr eisiges Vorhaben brachte Hias und Hechei im Frühjahr 2007 nach Südtirol, genauer gesagt in die Nordwand des Ortlers, mit einer Neigung von bis zu 60° zwar nicht extrem steil, aber dafür 1200 m hoch. Ein Zustieg, der wie gewohnt auf Abwegen durch Latschen und Schotterfelder führte (einem Weg zu folgen wäre ja Irrsinn, viel besser abkürzen) brachte uns zur Tabarettahütte, wo wir uns im überfüllten Winterraum sprichwörtlich eine Matratze und 2 Decken erkämpfen mussten. Nach einigen wenigen Stunden Schlaf (Hintern an Hintern auf einer 80cm breiten Matratze) starteten unsere Mitbewohner, wir kuschelten uns nochmal zusammen und starteten etwas später. Um halb 4 starten auch wir los, überwinden den weniger steilen, ersten Teil seilfrei und stehen bei Sonnenaufgang unter der "Gurgel", der Engstelle im mittleren Wandbereich. Bestes Eis bringt uns rasch höher, der berüchtigte Eisschlag verschont uns Gott sei Dank. Unsere Mitbewohnerseilschaften haben wir auch schon eingeholt, den Rest wollten wir am Laufenden Seil klettern! Wenn doch das Wörtchen "wenn" nicht wär, dann wär das auch so gelaufen, aber es kam ganz anders. Nachdem uns von oben fast eine Eisschraube der Tschechen erschlagen hätte und uns fast ein Eisgerät derselben Partie um die Ohren geflogen ist, hat sich auch bei uns ein folgeschwerer Materialverlust ereignet - Hechei hört 40 Meter unter sich ein leises "Oh, Oh Scheiße!" vom Hias - eines seiner Steigeisen hat sich in den Abgrund verabschiedet. Somit wars mit gleichzeitig klettern vorbei, dafür konnte sich Hias in einigen neuen Eistechniken üben, wie z.B. Klimmzüge machen und die Beine nachziehen. Als die Kraft schwindete, half nichts mehr außer Trittstufen schlagen, dadurch wurden wir etwas, aber wirklich nur ein wenig, eingebremst, und unsere Ankunft am Gipfel hat sich somit etwas, aber auch wirklich nur etwas, verzögert. Die Freude (für Hias auch die Erleichterung) war trotzdem riesengroß, ein gewaltiges Panorama und eine spärliche Verköstigung bescherten uns geniale Gipfelmomente. Super Sache, wäre da nicht der nicht enden wollende, schier endlose Abstieg über den Normalweg, oftmals versanken wir bis zu den Hüften im Schnee, auch so einiges an Material musste dran glauben, u.a. einige Stöcke. Ziemlich abgekämpft erreichten wir das rettende Auto und traten die Heimreise an. Doch der Kampf war noch nicht vorbei und setzte sich als Kampf gegen das Einschlafen fort...Alles in allem ein tolles alpines Unternehmen!!!

Donnerstag, 7. August 2008

Schleier Wasserfall - eine Zwischenbilanz

Die sonst eher in alpinen Gefilden anzutreffende Jungmannschaft hat sich heuer auffällig oft ins Felsmekka des Schleier Wasserfalls verirrt, wo furchtloses, ausgelassenes Klettern an Bohrhaken statt Uscheissn und Friends stopfen vorherrscht. Dass soll aber nicht heißen , dass wir zu Sportkletterfreaks mutieren. Die bis jetzt verbuchten Erfolge können sich sehen lassen, ein kleiner Auszug untenstehend:
  • Alex alias Reitei konnte die 'Überraschung' und die 'direkte Number one' punkten (beide 7b)
  • Stoffl alias Atti alias Pfote hakte auch die 'Überraschung' ab
  • Hias alias Leal alias Sexy Hias alias Schoki kletterte unter anderem 'Aqualung' (7c) und 'Ziag oda Fliag' (7c+), im zweiten Versuch gelang ihm 'Moonwalk' (7b+). Auch sein "Götterquergang" (7c -Verbindung Ziag o Einstieg zu White Winds Ausstieg) ließ nicht lange auf den roten Punkt warten.
  • Hechei alias Microphone hakte die 'Patient Line' (7c+), 'Fido Dido', 'Aqualung' (beide 7c), 'Schwing dei Ding' sowie 'Helge und Reinhold' (beide 7b+) ab, außerdem gelangen im zweiten Versuch: 'Indiana Jones' (7c), 'Moonwalk', 'Karo pur' (beide 7b+), 'Skywalk' und 'Primaballerina' (beide 7b).
  • Simon alias Hungerturm alias Ausnahmetalent eroberte 'Cool your Foot man' (8b), 'Damenchaos', 'Schrei aus Stein' (jeweils 8a+), 'Beng', 'Travelling Hearts' (beide 8a) sowie 'Ciquita rechts' (8a) im zweiten Versuch und unzählige weitere Routen.
Auch am Saubiche war einiges geboten, z.B. 'Il Blockator' (7b+) durch Stoffl, 'Mad Max' (7b) durch kloa-Hechei, 'Mad Max total' (7c+) und 'Der letzte Mohikaner' (7c) durch Hechei, 'Sport ABC' (7a) durch Ehrenmitglied Hone.

Und das schönste an der Sache: Die Saison ist noch nicht zu Ende, Projekte gibt's noch genug, ein Update folgt....

Dienstag, 5. August 2008

unplugged @ Wildangerhütte


Das heurige, bereits traditionelle Wochenende auf der Wildangerhütte stand ganz im Zeichen der musikalischen Umrahmung durch unseren Freund Yerar aus Peru, der sich zur Verstärkung des genialen Gitarren-Flöten Sounds in allen Varianten seinen Musikerkollegen Jörg alias Joll aus Bayern mitgenommen hat - diese genialen Unplugged-Sounds ließen auch so manchen Hüttenbummler am Stripsenjoch nicht ganz kalt. So drehte sich heuer mal nicht alles nur ums Klettern! Wie jedes Jahr war der Andrang recht groß, besonders stark vertreten war diesmal die Fieberbrunner Spaß-Fraktion. Nach nachmittäglichen, vorwiegend naßen Klettereien im Wildanger versammelte sich die ganze Mannschaft zum gemütlichen Grillen und Betrinken, begleitet von unserer "Privat-Musik". Später verlagerte sich der Schwerpunkt der Geschehnisse Richtung Lagerfeuer - Yerar und Joll gaben ihre Songs zum Besten. Von "unter die Haut fahrenden" bis "gute Laune Mitsing" Songs war alles dabei - die Musik passt zum Wildanger bzw. zu den Bergen wie der Deckel auf den Topf. Somit verzögerte sich das Schlafengehen spät in die Morgenstunden, man will sich diese akustische Vergnügung ja nicht entgehen lassen. Am Morgen dann die Ernüchterung - es regnet. Recht positiv anzumerken war die Nationalitätenvielfalt: Da waren waschechte Tiroler, Fieberbrunner, Peruaner, Deutsche, Amis. Morgens dann die Ernüchterung - es regnet! Aber auch egal, noch mal umdrehen und ein wenig weiterschlummern hat sicher niemanden geschadet. Und die eine oder andere Kletterei - mit akustischer Berieselung durch die nimmermüden Musikanten auf der Hütte - ist sich auch noch ausgegangen. Der musikalische Background bringt teilweise Gänsehaut-Feeling und zusätzliche Motivation beim Klettern. So haben Simon, Hone und Maggi, kurz die "Spaß-Fraktion Fieberbrunn", nachdem Maggi seine Siebensachen zusammen und seinen (wohlverdienten) Kaffee geschlürft hatte, das Totenkirchl über den Kirchl-Express bezwungen. Alex und Kerstin versuchten sich an der Thaler-Stumhofer am Fleischbankpfeiler, Hias und Hechei waren ebenfalls am Fleischbankpfeiler aktiv, genauer gesagt an den berühmt-berüchtigten Rebitschrissen. Böse Zungen behaupten, dass die Beiden die nicht abzusichernde Schlüsselstelle etwas umgangen sind, dieser Sachverhalt muss auf jeden Fall im Zuge einer der nächsten Zusammenkünfte einer genaueren Untersuchung unterzogen werden, Infos folgen!

Fazit: In Zukunft kein Hüttenwochenende mehr ohne musikalische Umrahmung und multinationalem Teilnehmerfeld!

Sonntag, 3. August 2008

Piz Palü - Bumillerpfeiler

"Super Wetter in der Schweiz" hat's geheißen - diesem Ruf sind Hias und Hechei am 27.06.2008 gefolgt. Eine lange, kombinierte Tour sollte es werden, die Wahl fiel auf den Bumillerpfeiler, der nach ca. 1000m kombinierter Kletterei mit Schwierigkeiten von bis zu 5+ im Fels bzw. 80° im Eis auf dem vergletscherten Piz Palü (ca 3900m) endet. Nach Erledigung der obligaten Einkäufe und dem geliebten "Zomklaubn" des Materials wird das JM-Mobil beladen, und pünktlich um halb 1 geht's los: "Weil wenn ma um hoibe 1 ofohn schoff mas leicht zur letzten Gondel um 5!" Doch wären da nicht die unzähligen Baustellen und aus unserer Sicht unsinnigen Ampelregelungen. Diese zeitlichen Verzögerungen mussten natürlich eingeholt werden, man will sich ja den langen Anstieg zur Diavolezza-Hütte durch so eine Kabine die auf einem Seil in der Luft herumschwebt etwas, sagen wir mal so, versüßen. Also wurde zwischen den Baustellen und Ampeln "auf Anschlag" gefahren bzw. gerast - und siehe da - pünktlich um knapp vor 5 sitzen wir in der letzten Blechkiste. Auf der Hütte (eher Hotel) erwartet uns ein delikates Feinschmecker Menü, bestehend aus mehreren Gängen. Die tolle Abendstimmung lässt die Motivation für den anstehenden Tag ins unermessliche steigen, die Tatsache, dass sich heuer noch niemand an den Bumillerpfeiler gewagt hat, bringt uns nicht mehr aus der Ruhe. Auch der etwas überteuerte Alkohol kann uns die Stimmung nicht vermiesen - im Gegenteil: Leicht angeheitert und voller Tatendrang beziehen wir unser Nachtquartier und schlummern dem nächsten Tag entgegen. Leicht angeschlagen - deshalb wird der Bumillerpfeiler von uns ab jetzt unter dem Namen "Promillepfeiler" gehandelt - starten wir bei dunkler Nacht den Zustieg zur Wand. Spätestens nach einem netten Spaltensturz von Hechei ist auch Hias putzmunter. Am Einstieg erreicht uns bereits die Sonne, es heißt also schnell sein, damit uns die berüchtigten Eishagel von Oben nicht erwischen. Am laufenden Seil überwinden den Gletscherbruch, mit Stellen bis zu 80° schon mal gar nicht so leicht. Danach queren wir nach links auf den Firngrat, eine objektive Bedrohung von Oben brauchen wir ab jetzt nicht mehr zu fürchten - im Gegenteil - der jetzt folgende Felsteil lässt unsere Schweineherzen höher schlagen. 12 Seillängen in großteils tollem Fels (wenn auch manchmal "fetznass") mit recht homogenen Schwierigkeiten und teilweise beeindruckender Ausgesetztheit in landschaftlich grandioser Kulisse später stehen wir unter der Eisnase, der letzten Barriere in Form eines Hängegletschers vor dem flacheren Gipfelgelände. Ein direktes Überklettern scheint uns nicht sehr angenehm, die Eisnase hängt stark über. Also macht sich Hias an die linksseitige Umgehung dieses Monstrums, welche wir uns sehr viel leichter vorgestellt haben. In morschem Schnee startet der Quergang, den Abschluss bildet eine nasse Mixed-Passage. Zu allem Unheil kommt ein regelrechter Wasserfall vom Hängegletscher herunter, der den armen Hias ziemlich "einwaschelt". Und sind wir uns mal ehrlich - hätte der nicht so geflucht und geschumpfen beim Quergang, wäre Hechei nieeee auf die Idee gekommen, seine Regenjacke überzuziehen und wäre nicht vollkommen trocken drüben angekommen. Das vermeintlich flache und einfache Gipfelschneefeld entlarvte sich als kraftraubende Spurerei im Sulz, und so ziemlich am Ende unserer Kräfte erreichten wir den erlösenden Gipfel. Ein tolles Panorama und - fast noch wichtiger - endlich was anständiges zu Beißen runden diese Tour perfekt ab, wäre da nicht der noch bevorstehende Abstieg durch allerfeisten, teilweise knietiefen Gletschersulz, der uns nach unzähligen Stolperern und Schimpfworten schlussendlich doch zur Diavolezzahütte zurückbringt. Unser allgemeiner Zustand (kurz und bündig: saumiad!) und das eher schlecht prognostizierte Wetter für den nächsten Tag machen uns den Entschluss, das Schwitzerland noch am selben Tag zu verlassen, nicht allzu schwer. Zum Glück hatten wir bei der Heimfahrt keinen Zeitdruck mehr - die Verbindung "Zeitdruck" und "müder Kletterer" hätte vielleicht in einer Beschädigung des JM-Mobils ausgeartet, und das will nun wirklich keiner!













Samstag, 2. August 2008

HIGHLINE Steinplatte

Das Spiel mit der Schwerkraft und der Balance. Ausgesetztheit bis ins Letzte. Vollste Konzentration. Den Kopf total frei haben, nur bei der einen Sache sein. Das Gefühl, in der Luft zu gehen, jeglichen Kontakt zum Boden zurückzulassen. Unbeschreibliche Freude und Erfülltheit nach einigen wenigen Minuten in einer anderen Dimension.

Dies sind einige wenige der Sinneseindrücke, die uns beim Begehen unserer Highline auf der Steinplatte den Kopf bzw. das Gemüt durcheinandergebracht haben - nachdem das etwas komplizierte Einrichten (zumindest beim ersten mal) abgeschlossen war. Die ersten Begehungen konnten Lisi, kloa-Hechei und Hechei verbuchen.

Ein Video dazu gibt's auf youtube: Video Highline Steinplatte

Für den Herbst ist eine Highline im Kaiser geplant, man darf also gespannt sein wenn's wieder heißt: "Komplette mentale Aussaugung!"

Ceüse-Traum aus Fels

Schon vor einiger zeit habe ich mit hechei beratschlagt, wie wir wohl meine somerferien beziehungsweise seinen urlaub verbringen sollten. Wir entschieden uns mal für etwas neues: Klettern. Im frühling noch absolut davon überzeugt, die gesamte zeit zum alpinklettern zu verwenden, sank die motivation mit jedem erfolgreichen wochenende am schleier. Nach unserer odyssee in der modernen zeiten hatten wir erstmal genug von zustiegen, uscheissereien und schleppereien und das klettergebiet ceüse in südfrankreich schien im vergleich dazu wie ein paradies aus super abgesicherten und kompakten kalkwänden. Nachdem diese entscheidung gefallen waren holten wir noch hecheis bruder, aus verwechslungsgründen kloahechei genannt, ins boot bzw. in das jm mobil. Nach einigen umwegen und verfahrern erreichten wir schließlich unseren Ausgangsort und campingplatz direkt unter dem beeindruckenden felsriegel. Auch unsere desolate behausung war bald aufgestellt, wichtige teile mussten jedoch noch mit ästen verstärkt und verlängert und die löcher mit tape abgedichtetet werden. Die nächsten tage wurden dann geklettert was das zeug hielt und auch wenn wir am anfang einige eingewöhnungsschwierigkeiten hatten hat schlussendlich doch jeder ziemlich was niederreißen können.

kloahechei konnte zwei 7a im flash und viele andere Routen onsight kraxeln. hechei eine 7b+, einige 7bs, viele davon im zweiten und eine sogar im flash sowie mehrere 7a's und 7a+ onsight. und ich konnte eine 8a, einige 7c+ im zweiten versuch und eine 7c sowie mehrere 7b+ und 7b's onsight klettern.

Alles in allem echt ein voll super gebiet mit faszinierenden landschaftlichen Eindrücken, auch wenn teilweise ziemlich viel los war. Dafür hielt sich die Präsenz unserer lieblingsnationalität gottseidank in grenzen :).

Yosemite 07

Mitten im Winter während der Vorbereitungen unseres Vortrags beschlossen Hechei und Simon noch einmal ins Valley zu reisen. Von diesem Vorhaben begeistert schlossen sich Honey, Hannes, Joe und meine Wenigkeit sofort an. Letztes Jahr waren wir aufgrund taktischer Probleme in der bekanntesten Tour, der Nose, relativ früh ausgeschieden – das konnten wir nicht auf uns sitzen lassen.

Nachdem Joe und ich den Winter (der keiner war) und den Stress des Vortrages hinter uns gelassen hatten, begannen wir sogleich Pläne für die Nose zu schmieden, um nicht nocheinmal zu „versagen“!

Wir entschlossen uns zu folgender Taktik: Joe und ich bevorzugten die sichere Variante, die uns 3 Tage inkl. 2 Biwacknächte samt Haulbag bescheren sollte. Aufgrund von diversen pysikalischen Vorteilen entschieden wir uns für eine art Regentonne die den Namen Faxe bekam.

Hechei und Simon entschieden sich für die schnellere jedoch unsichere Variante: 1-2 Tage mit möglichst wenig Gewicht dass auch wenig Wasser und Essen hieß! Bei Hitze ein verheerendes Unterfangen.

Das Training begann für uns schon Mitte April wo wir unser Trittleitertechnicken am Saubichi verbesserten. Schon ein bisschen ernster wurde es in Arco wo wir zwei A2 Touren am Kolodri bestrittten, die jedoch ohne gefinkelter Technick nicht bezwingbar waren. Schlussendlich stiegen wir aber doch immer wenn auch ohne nerven und völlig ausgepowert den Gipfel.

Die nötige Moral bescherten uns die „Pumprisse“ wo wir auch noch unserer Risstechnik verbessern konnten. Den allerlezten Feinschliff holten wir uns dann noch in Arco am Monte Brento, wo wir den A2 Bigwall „Via Vertigine“ in 2 Tagen bestritten. Nun fühlten wir uns fit genug für die Nose. Die Reise konnte beginnen.

Und so standen wir Mitte September wieder in den El Cap Meadows unter der geschichtsträchtigsten und imposantesten Wand aller Big Walls. Nach einigen Minuten des Staunens hieß es dann Einchecken ins Camp 4, dem Kletterertreffpunkt schlechthin. Wir waren schon gespannt was uns dort erwarten würde.

Und was sahen wir da? Konnte es wirklich sein? War es eine optische Täuschung? Das dreckige und staubige Gesicht, das uns da anstarrte gepaart mit der blonden Mähne erinnerte uns an einen Kletterer und Trunkenbold aus Going.

Tatsächlich - Es war Guido, der zusammen mit seiner Freundin Sophie bereits seit ein paar Wochen im Camp 4 residierte. In dieser Zeit muss er sich schon ziemlich ausgetobt haben, anders können wir uns nicht vorstellen, dass ihn unsere sanfte Begrüßung derart zu Boden geworfen hat.

Unsere Gemüter schrien nach Fels, doch unsere gesundheitliche Verfassung sollte uns noch einige Striche durch die Rechnung machen! Schon unsere Anreise war von Schnupfen, Husten, Ohrenweh und Antibiotika-Hämmern gekennzeichnet.

Natürlich war unsere Motivation zu groß um auf unsere Körper zu hören. Wir schenkten uns keine Zeit der Ruhe, erhoben uns vom mittlerweile zerquetschten Guido, wischten uns das klein wenig Staub, das wir abbekommen hatten aus Mund, Nasen und Ohren und bewegten uns zur nächstbesten Wand. Dort kletterten wir im wahrsten Sinne des Wortes bis uns schwarz vor Augen wurde. Dass dies nicht unbedingt förderlich war, bekamen wir die Tage darauf zu spüren. Für Hechei und Hone waren sogar mehr als drei Tage absolute Ruhe angesagt. Schwer zu ertragen für beide, Hechei konnte sich jedoch gottseidank an unseren Zeltnachbarn abreagieren, sonst wären wahrscheinlich uns die Tassen um die Ohren geflogen.

Um nicht Opfer Hechei’s Agressionen zu werden schlenderten Joe und ich (Hias) nach kurzem Einklettern Richtung Half Dome NW-Wand. Nach überwältigen der sogenannten „Slabs“ zu deutsch Schrofen kamen wir schließlich nach 3 stündigen Marsch am Fuße der Wand an. Aufgrund der Wandexposition, die uns ziemlich viel Abendsonne bescherte, und einer Aufwärmtour jenseits unseres Kletterkönnens (falscher Einstieg), überkam uns eine Durstatacke mit fatalen Folgen! Streng rationiert mussten wir feststellen dass wir nun zu wenig Wasser hatten. Somit standen wir vor einer schwierigen Entscheidung: Umkehren oder durchbeißen! Wir entschieden uns für letzters und starteten sogleich am nächsten und konnten trotz Wassermangels unser Vorhaben die als Bigwall geltende Wand in einen Tag zu durchsteigen. Jedoch zwang uns die Dunkelheit zu einem Gipfelbiwag die eher in ein Abenteuerbuch passte als zu uns. Froh die Nacht überwunden zu haben stiegen wir am darauffolgenden Tag ins Camp ab.

Nach zwei Tagen Ruhepause fühlten wir uns wieder fit genug um einen Versuch in der Nose zu starten. Und siehe da, das Training hatte sich ausgezahlt so befanden wir uns schon am frühen Nachmittag auf unseren Biwackplatz! Während des 1. Tages lernten wir 3 übernette Neuseeländer kennen die uns auf den langen rissdurchzogenen Trip begleiteten und uns bis zum Gipfelplateau. Da noch genügend Zeit blieb fixierten wir noch die nächsten 2 Seillängen. Die Nacht am sogenannten El Cap Tower war angenehm ruhig und so starteten wir am nächste Tag ausgeschlafen und fit in die nächsten Seillängen. Der Kingswing gestaltete sich ein wenig schwirig für mich, musste man doch einen ca. 30m Swing von einem Riss in den 30 Meter entfernten machen. Einziges problem: Man wusste nicht wo er sich befand so stürzte ich mehrmals zurück und zog mir ein paar blaue flecken zu.Schließlich meisterten wir jedoch auch diese Prüfung und gelangen über das Great Roof und der Pane Cake Flake (Pfannkuchenschuppe) zu unserem zweiten Biwack. Ein sehr ungemütliches wie sich herausstellte war ja für den 2. nur bis zur Hüfte platz genug um dort schlafen zu können. Umdrehen oder Stellungswechsl unmöglich

Doch auch diese fast schlaflose Nacht verstrich und so erreichten wir nach wenigen überaus technisch zu kletternden Seillängen um 11 Uhr Vormittag den Gipfel! Ein unbeschreibliches Gefühl die uns Gänsehaut bescherte! Um diesen Erlebniss noch das i-Tüpfchen zu besorgen, erwartete uns eine Freundin der Neuseeländer mit frischgemachten Burritos und kühlen Bier. Welch ein Genuss!!!

Für Hechei und mich(Simon) wurde die Zeit immer knapper und einige Male wurden die Fixseile eingehängt und wieder abgebaut, Hechei musste sich einfach noch auskurieren. Schlussendlich wagten wir dann doch unser Glück. Um drei Uhr in der Früh stiegen wir in die 1000 Meter hohe Wand ein. Alles lief wie am Schnürchen. Mit leichtem Gepäck kamen wir schnell voran und erreichten schon zu Mittag unser Tagesziel unterm Great Roof. Somit hieß es natürlich noch schneller sein, eine Eintagesbegehung erschien machbar.

Oberhalb des Great Roof jedoch die Ernüchterung: Eine amerikanische Seilschaft zu überholen kostete uns viel Zeit und plötzlich hörten wir unten aus den Meadows eine Stimme aus dem Megaphon, die mit uns zu sprechen schien. Offenbar war über uns ein Unfall passiert. Von diesem Zeitpunkt an begann sich die ganze Sache ziemlich zu verzögern, zumal auch noch eine dritte Seilschaft bestehend aus zwei Schweizern auftauchte und überholte. Wir erreichten schließlich gegen 5 Uhr das Camp 5, 250m unter dem Gipfelplateau.

Auf dieses schmale Biwakband war ein mexikanischer Kletterer gestürzt und hatte sich beide Beine gebrochen. Er wurde von den Schweizern notdürftig versorgt und wartete auf seine Bergung. Wir beschlossen die Nacht auf einem Band 5m tiefer zu verbringen. Die deutsch-schweizerische Sprachbarriere bescherte uns dabei eine unangenehme Dusche mit mexikanischem Urin. Nachdem wir die Vorwarnungen der Schweizer nicht beim ersten Mal verstanden, ergoss sich auch schon der gelbe Regen über uns.

Sobald die Dämmerung einsetzte wurden in den Meadows Scheinwerfer aufgestellt um unseren Biwakplatz auszuleuchten und die Bergung zu beschleunigen. Der Verletzte wurde dann während wir tief und fest schliefen geborgen und über die gesamte Wand abgeseilt.

Am nächsten Morgen standen uns noch die schönsten und anspruchsvollsten Seillängen bevor. Vorbei am stinkenden Camp 6 und mit Mikrokeilen über die Changing Corners geschwindelt erreichten wir das Gipfelplateau des El Cap – die Freude über den erfüllten Traum war riesengroß.

Auch Hone und Hannes konnten nach Hone's Gesundung endlich zuschlagen und die „Snake Dike“. Diese Tour führt über eine geneigte Quarzader durch eine strukturlose Granitplatte auf den Gipfel des Half Dome und besticht nicht nur durch ihre beeindruckende Kletterei sondern auch durch die spärliche Absicherung. Beinhart berechnend hat sich Hone nicht mehr als die geforderte eine Expresschlinge an seinen Gurt gehängt um eine 50m Seillänge zu klettern.

Die letzten paar Tage verbrachten wir dann noch bei unserem schlagzeugspielenden und schnitzelkochenden Freund David in Los Angeles, den wir letztes Jahr kennengelernt hatten. Bei unseren Ausflügen ins Nachtleben von L.A. konnten wir ihn nicht von unserem Umgang mit Barkeepern überzeugen und mussten schließlich (draußen) auch selbst einsehen, dass wir hierbei nicht sehr erfolgreich waren.


Auch dieses Jahr haben wir wieder viel gelernt. Zum Beispiel:

  • dass man im Camp 4 nach wenigen Tagen derartig verdreckt, dass man nicht mehr wiederzuerkennen ist (siehe Guido) und somit ideal untertauchen könnte, wenn man einmal Dreck am Stecken haben sollte (passiert).

  • dass das blitzartige Verstehen einer Fremdsprache die Wahrscheinlichkeit mit Fäkalien besudelt zu werden stark minimiert.

  • dass Alkoholkonsum die Geschwindigkeit für Speedbegehungen von Big Walls nicht mindert sondern wahrscheinlich maximiert (siehe deutsches Brüderpaar Huber).

  • dass amerikanische Barkeeper bitterarm sind und unbedingt auf das Trinkgeld ihrer Kunden angewiesen sind um ihre Kinder zu ernähren.

  • dass jeder Körper einen automatischen Überlastungsschutz besitzt, der bei mehrmaliger Auslösung zu einer mehrtägigen Bettlägrigkeit führt.

  • dass mehrtägige Bettlägrigkeit bei gewissen Personen zu übermässigem Aggressionspotential führt.

  • dass ein übermässiges Aggressionspotential gewisse Personen dazu treibt Geschirrgegenstände in Richtung Unbeteiligter zu werfen (Achtung Verletzungsgefahr!)

Freitag, 1. August 2008

Moderne Zeiten

Am 04.07.08 begaben sich 2 abenteuerlustige typen, die halt gerade nichts besseres zu tun hatten bzw. wenn wir uns mal ehrlich sind, im Allgemeinen nicht so recht wissen was anfangen mit dem vom (Kletter)gott geschenkten Leben (außer Klettern) in südliche Gefilde, genauer gesagt in das vielbesuchte Gebiet der Dolomiten. Die Tourenauswahl fiel nicht schwer, an der Marmolada muss was her, und was liegt da wohl mehr auf der Hand wie der Mariacher-Klassiker "Moderne Zeiten" mit fast 30, durchgehend schweren Seillängen. Durch das neue JM-Mobil gestaltete sich die Anfahrt, verglichen zu den oft aufgetretenen Strapazen mit dem alten Apollo, geradezu luxuriös. Auch die Zeit verging wie im Flug, weil Simon viel zu erzählen wusste über sein Stuhl-Gewohnheiten und einen gewissen, leider selten vorkommenden, "Golden Shot". Am Parkplatz angekommen, Material sortiert, das Tragtier (Hechei) ordentlich beladen, der "Treiber" (Simon) eilt voraus, das Tragtier pfnast hinterher, und da stehen wir schon oben beim Einstieg. Fetzgeile Wand, da bekommt man vom Raufschauen schon richtig Respekt. Die ersten 2 Seillängen hängen wir uns vor, damit wir Hosenscheißer am nächsten Tag nicht gleich soooo schwer anfangen müssen. Mit der Mariacher-Bewertung von 7+ für die 1.SL denken wir uns zum ersten mal "na hawederi", die Bewertung mit 8 haut eher hin. Nach getaner Arbeit manteln wir zum Ombrettapass rauf, und was uns da erwartet, das haben wir nicht erwartet: Fast wie ein Hotel steht die Biwakschachtel droben, bestückt mit Betten, Decken und sonstigen schlaffördernden Utensilien. Die zwei "überaus netten" Deutschen da oben können uns die Stimmung nicht vermiesen, wäre da nicht deren große Vorratskammer und der surrende Benzinkocher. Für uns gab's halt statt spaghetti bolognaise schlicht und einfach Wurst und Brot und einige Müsliriegel. Nach einem wärmenden Lagerfeuer und der üblichen Abendhygiene gings ab in Koje. Ausgeschlafen und ausgeschissen manteln wir tags darauf in aller Herrgottsfrühe zum Einstieg. Die Kletterei ist anfangs noch nicht so berauschend, der jeweilige Nachsteiger hatte sehr mit dem Gewicht des Rucksacks (vollgestopft mit Jacken, Jause, viel viel Wasser) zu kämpfen. Doch schnell gewinnen wir an Höhe, die ersten Sonnenstrahlen erheitern das Gemüt und die Kletterei wurde immer schöner. Um 11 erreichen wir das große Band, doch für eine ausgiebe Last nahmen wir uns keine Zeit, es gilt noch vor 16 uhr oben zu sein, um die letzte Gondel zu erwischen. Mit der Vorstellung eines gemütlichen Hinabschwebens ohne jegliche Anstrengung in unseren Köpfen nehmen wir uns gerade mal die Zeit, einen Müsliriegel zu verdrücken und einen Schluck Wasser zu trinken, bevor's wieder weiter geht. Ab diesem Zeitpunkt wussten wir, was mit "im oberen Teil sehr schwere Routenfindung" gemeint ist - nur mehr selten bezogen wir einen richtigen Stand, kletterten meist irgendwo herum, noch dazu wurde der beschissene Rucksack nicht leichter, weil wir Affen ja keine Zeit zum Trinken und Essen haben. Die Kletterei war wirklich super, steil und ausgesetzt gehts von Loch zu Loch, immer in der Hoffnung, dass man richtig ist und ein bisschen weiter oben halt doch mal eine Sicherungsmöglichkeit hergeht, aber so richtig genießen konnten wir's glaub ich nicht mehr. Die Bewertungen sind, mal ehrlich gesagt, extrem tiefgestapelt. Eine vermeintliche 6er Länge kann schon so einiges Kopfschütteln hervorrufen, oder ein lautstarkes "Des gibs jo nit!". Zu allem Unheil musste Simon die letzten Seillängen alleine bewältigen, da Jammer-Hechei stark mit seinem lädierten Fuss zu kämpfen hatte, und sich einfach nicht mehr ans scharfe Ende des Seils getraute (Danke Simon!!!). Schließlich und endlich erreichten wir die Punta Rocca, das Ende dieser langen Reise, aber der Blick auf die Uhr lässt die Freude über den Gipfelsieg erst mal ein wenig erblassen: 19 uhr - keine Seilbahn, kein Hinabschweben, dafür aber ein Hinabmurgsen über den batzweichen Gletscher in 1 1/2h zum Fedaiapass. Von dort, so glaubten wir zumindest, kann man ja Autostoppen. Richtig, kann man, aber kein Schwein bleibt stehen. Also hatschen, hatschen, hatschen. Irgendwann um 22 uhr, schon fast am Ziel, hat sich ein überaus freundlicher Italiener unser erbarmt. Nach einem delikaten Abendmal fallen wir sprichwörtlich tot um - Simon in einen etwas alten, nicht so warmen Schlafsack ohne Reißverschluß, Hechei in ein neueres, sehr viel wärmeres Modell (hihihi).